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Anregungen für die Sexualerziehung in der Schule

In der pädagogischen Arbeit sind viele Zugänge möglich, zumal die Vorgehensweise von persönlichen, kulturellen und religiösen Sozialisationshintergründe abhängt. Zielführend ist es oft, mit Jungen und Mädchen getrennt zu arbeiten.

Selbstreflexion
Wenn beispielsweise das Thema "körperliche Veränderungen in der Pubertät" mit Schülerinnen und Schülern behandelt wird, ist es hilfreich, sich zuvor selbst daran erinnern, wie es damals war. Der kleine "Pubertäts-Check" könnte zum Beispiel folgende Fragen beinhalten: Wann war der erste Samenerguss, die erste Menstruation, der erste Kuss, das erste Barthaar, der Stimmbruch, die erste Freundin und/oder der erste Freund, die erste Party, das erste Petting, das "erste Mal"? Wie habe ich verhütet und so weiter? Die Gefühle, die mit der eigenen Erinnerung verbunden sind, stimmen auf das aktuelle Lebensgefühl der Schülerinnen und Schüler ein. Dabei geht es bei Jugendlichen immer wieder um die (bange) Frage: Erlebe ich eine normale Entwicklung?

Beim Einsatz jeder sexualpädagogischen Methode ist es ratsam, den eigenen Standpunkt und die eigenen Grenzen zu kennen. Erscheint ein Thema persönlich zu heikel, kann es besser sein, die Jugendlichen zum Beispiel auf die Lektüre einer Broschüre oder der Internetseite www.loveline.de zu verweisen oder externe Fachkräfte in den Unterricht einzubinden.

Rahmenbedingungen
Angestrebt werden sollte das offene Gespräch zwischen den Schülerinnen, Schülern und der Lehrperson. Wichtig ist, dass sich alle sicher und wohl fühlen und Vertrauen besteht. In einer wertschätzenden Atmosphäre und mit Humor ist oft vieles leichter zu besprechen und zu erklären. So werden offene Fragen, Antworten, Kommentare und Anregungen möglich. Auch eine zueinander gewandte Sitzform, zum Beispiel ein Stuhlkreis, erleichert die Kommunikation.

Verlaufen die Gespräche schleppend oder es kommt zu keiner Diskussion, ist es Aufgabe der Klassenleitung, moderierend einzugreifen und darüber hinaus einzuschreiten, wenn jemand angegriffen wird oder Probleme mit dem Thema hat. Die Klassenleitung sorgt dafür, dass Meinungen und Ansichten sachlich hinterfragt und reflektiert werden können.

Die Jugendlichen dort "abzuholen", wo ihre (kulturell bedingten) Erfahrungen, Stärken und Ressourcen liegen, kann den Zugang zum Thema erleichtern. Dies gilt auch für das Nachfragen und Einbeziehen muttersprachlicher Begriffe und Umschreibungen. Allerdings sind hier sprachliche Kenntnisse der Lehrperson oder externer Fachkräfte von Vorteil.

Möglicherweise fühlen sich einzelne Schülerinnen und Schüler peinlich berührt oder sogar in ihrer Privatsphäre verletzt. Hier ist die Aufmerksamkeit der Gruppenleitung gefordert.  

Peinlichkeit, Zoten, Angebereien sind natürlicher Ausdruck von Unsicherheit. In sicherer Atmosphäre können Jugendliche Fragen klären und Unsicherheiten mindern.

Den Schülerinnen und Schülern sollte jederzeit die Möglichkeit zur Wahrung ihrer Intimsphäre und zur Distanzierung gegeben sein. Dies beinhaltet, auf Fragen und Anmerkungen sowie bei der Auswertung keine Antwort geben zu müssen beziehungsweise "nur" zuhören zu können.

(Klein)Gruppenarbeit
Sollen Arbeitsaufträge erledigt werden, ist es von Vorteil, Kleingruppen beziehungsweise Teams zu bilden. Werden Gruppen gebildet, ist es allerdings wichtig, dass eine Gruppe den jeweils anderen Gruppen die Ergebnisse vorstellt.

Ob man Jungen und Mädchen trennt, sollte von Mal zu Mal und abhängig von Thema und Klasse entschieden werden. Erfahrungsgemäß ist es ratsam, Themen, die einen besonderen Schutzraum verlangen, in getrennten Gruppen und wenn möglich mit einer Lehrperson oder einer externen Person des gleichen Geschlechts zu besprechen.

Eventuell empfiehlt es sich, die Zusammensetzung der Gruppen zu bestimmen. Mädchen/Jungen, die in etwa den gleichen Entwicklungsstand haben, schämen sich untereinander möglicherweise weniger.
Durch die Anonymität der Fragenden und des Anerkennens der Jungen/Mädchen als "Selbst-Experten/innen" erfährt diese Methode in aller Regel eine hohe Akzeptanz.

Reflexion/Auswertung
Die Klassenleitung sorgt dafür, dass alle Beteiligten ausreden können und die persönlichen Stellungnahmen von der Klasse nicht kommentiert werden. Somit können die Schülerinnen und Schüler lernen, Lob und Kritik auszusprechen und widerspruchlos im Raum stehen zu lassen.

Im Rahmen einer Auswertung erfahren Schülerinnen, Schüler und die Klassenleitung etwas über die Befindlichkeit in der Gruppe, wie und was Einzelnen gefallen bzw. nicht gefallen hat. Mit diesem Hintergrundwissen kann die Planung der nächsten Einheit an den Bedürfnissen und der Verfassung der Gruppe angepasst werden.
Melden die Schülerinnen und Schüler weiteren Gesprächsbedarf an, können Auseinandersetzung und Diskussion entsprechend fortgesetzt werden.